Quer durch Europa bis zum Sankt Nikolaus mit einem Teller „struffoli“

Vincenzo Maddaloni
5 min readDec 6, 2017

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Diese Geschichte die von Rita Galasso und Giuseppe Lama, einem neapolitanischen Ehepaar und Wegbereiter der Gastromie im Berlin des XXI. Jahrhunderts, geschrieben wurde, verdient es gelesen zu werden

von Rita Galasso und Giuseppe Lama

Weil der Nikolaustag bedeutend ist und in ganz Deutschland begangen wird, haben wir sofort an einen guten Teller voll „Struffoli“ gedacht, wobei es sich um frittiertes Gebäck handelt, welches die Deutschen jeglichen Alters gern mögen. Die Bällchen sind mit Stückchen von Zitronat und anderen kandierten Früchen und bunten Zuckerperlen (welche sich in Kampanien „minulicchi“ nennen) bedeckt und die mehr als irgendeine andere Dekoration die Millionen von Geschenken, welche der Heilige an die Kinder der ganzen Welt verteilt, repräsentieren.

In der Tat erzählt die Legende, dass am Abend vor dem 6. Dezember Sankt Nikolaus die Kinder besucht. Aus einem großen goldenen Buch liest er ihnen mit lauter Stimme die guten und schlechten Taten vor, die sie während des Jahres verübt haben, um sie dann zu loben, zu tadeln oder zu ermahnen. Daraufhin, berichtet die Legende weiter, reitet der Bischof auf einem Pferd durch die Nacht und hinterlässt Süßigkeiten und kleine Geschenke in den Schuhen der guten Kinder.

Natürlich sprechen wir über den heiligen Nikolaus, Bischof von Myra, geboren im 3. Jahrhundert, dessen Reliquien in Bari und Venedig verehrt werden. Die Volksfrömmigkeit hat ihm unzählige Wunder zugeschrieben, die vor allem den Kleinsten zugute kommen. Deswegen wird er auch als Heiliger der Kindern angesehen, aber er ist auch ein europäischer Heiliger, in Anbetracht dessen, dass sein Tag in verschiedenen Nationen begangen wird (Deutschland, Holland, Nordeuropa einschließlich Russland).

Auch das ein weiteres Motiv, weshalb unsere Wahl auf die „struffoli“ gefallen ist, denn obwohl sie so lokaltypisch daherkommen, hat es den Anschein, dass sie gar nicht in Neapel erfunden worden sind, sondern dass sie von den alten Griechen schon an die Tempel des „Großen Griechenland“ gebracht wurden. Im übrigen existiert in der griechischen Küche eine ähnliche Zubereitung, die loukoumades (Leckereien). Es gibt auch eine These, nach welcher der Ursprung der struffoli spanischer Abstammung ist. Tatsächlich existiert in der andalusischen Küche eine Süßigkeit, welche den struffoli äußerst ähnlich ist, der piñonate, welcher sich vom neapolitanischen Gebäck nur durch die längere Form der Teigbällchen unterscheidet.

Die Verwandtschaft zwischen struffoli und piñonate könnte auf die lange Zeit der spanischen Vizekönige in Neapel zurückzuführen sein, geben Internet-Quellen an. Man kann auch lesen, dass der Name „struffolo“, der ein einzelnes der Bällchen bezeichnet, aus denen sich die Süßigkeit zusammensetzt, dem Griechischen entstammen würde, und zwar von dem Wort στρόγγυλος (stróngylos, pron. „strongoulos“ o „stroggulos„), was bedeutet: von rundlicher Form. Könnte es europäischer und klassischer zugehen als so?

An diesem Punkt ist eine Präzisierung notwendig, welche die Lokal-Bäckerei “Divinitalia” betrifft: die struffoli werden in Öl und Schmalz frittiert, aber la signora Rita verwendet nur gutes Öl, welches sie mit jedem neuen Gebäck wechselt, und danach taucht sie die struffoli in warmen Honig.

Eine Besonderheit, die Deutschland betrifft und die vielleicht nicht alle kennen: Hier hat der Nikolaus-Kult seinen Ursprung ungefähr im Jahre Tausend. Mit der Zeit, wurde die Figur des Bischofs zur Tradition: Die Kinder durchquerten die Straßen der Stadt und sangen: “Sunner Klaus, De Grote Man” und erhielten Geschenke von den Passanten. In Berlin gibt es ein Stadtviertel, welches seinen Namen von der gleichnamigen gotischen Kirche erhielt: Nikolaikirche im Nikolaiviertel.

Sie befindet sich im Ortsteil Mitte und enthält die Reste einiger Gemälde aus dem 13./14. Jahrhundert, Grabplatten, Plastiken, Holzfiguren, unter welchen sich auch eine mehrfarbige Statue des Heiligen Nikolaus im Bischofsgewand befindet.Wer in Berlin wohnt, sollte der ältesten Kirche Berlins unbedingt einen Besuch abstatten (Nikolaikirchplatz, 10178 Berlin). Es lohnt sich.

Schließlich noch eine Kuriosität. Seit 1966, als Deutschland noch in zwei Staaten geteilt war, schreiben die Kinder aus aller Welt an den heiligen Nikolaus, welcher in einem deutschen Dörfchen namens St.Nikolaus wohnen soll, mit Postanschrift.

Die Kinder senden dem Sankt Nikolaus — in ihrer Vorstellung sieht er dem Weihnachtsmann sehr ähnlich — ihre Sehnsüchte, Fotografien, Gedichte, aber auch ihre Sorgen und ihre Beschwerden. Und natürlich schreiben sie, was sie sich zu Weihnachten wünschen. Sankt Nikolaus, obwohl er noch nicht über e-mail verfügt, antwortet dennoch immer.

Wir schicken ihm heute ein Päckchen mit unseren struffoli zusammen mit diesem Artikel, den ihr gerade lest, in der Absicht, ihm eine zusätzliche Anregung für seine Geschenke zu liefern. Da in Deutschland die Post gut funktioniert, werden sie morgen ganz frisch zum Probieren ankommen. Vom Postamt in St. Nikolaus haben sie uns versichert, dass er auch nach dem 6. Dezember fortfährt, die Sendungen zu beantworten bis zum Heiligen Abend. So bleibt uns nur zu warten, vielleicht geschieht ein Wunder und er bestellt einen Nachschlag.

Das Rezept der struffoli von “Divinitalia

Um diese Weihnachtssüßigkeit zuzubereiten, muss das durchgesiebte Mehl in eine Schüssel gegeben werden, sodann in die Mitte ein rohes Ei, Butter, Zucker, Limoncello und geriebene Zitronen- und Orangenschale: das ganze dann mit den Händen durchkneten, bis eine gleichmäßig feste Teigmasse entstanden ist.

Sodann wird der Teig zur Kugel geformt und muss eine halbe Stunde ruhen. Nun fingerdicke Rollen entstehen lassen und mit einem Messer in Stückchen schneiden. Diese in reichlich Pflanzenöl frittieren bis sie goldbraun geworden sind.

Wenn der gesamte Teig in dieser Form frittiert worden ist, wird in einem breiten Topf der Honig aufgelöst bis er flüssig ist und der Topf vom Feuer genommen. Die struffoli und die Zuckerperlen hineingeben. Alles mit einem Holzlöffel verrühren, so dass alle struffoli vom Honig benetzt werden: Die struffoli auf einen Teller mit einem Glas in der Mitte geben, um so die struffoli in Kranzform zu präsentieren. Schön dekorieren.

Die Familie Lama

Giuseppe Lama und Rita Galasso sind die Inhaber von „Divinitalia“ — Emser Strasse 45, 10719 Berlino — einem Lokal, welches sich an erster Stelle an Familien wendet. Sie bieten eine gewissenhafte Auswahl von Produkten und Speisen der italienischen Küche an mit dem Anspruch, den Geschmack der Landhausküche, die Düfte der Pflanzen in authentischen Speisen zu servieren. Also ein Angebot von naturbelassenen Produkten, um gesund zu leben und zu wachsen.

Rita & Giuseppe

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Written by Vincenzo Maddaloni

He is a journalist who has travelled a lot, lived a lot, written a lot and hasn’t stopped…

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